75 Jahre Delmenhorster Schachklub
Jubiläumsfeier am 16.09.2006

Festansprache, Jürgen Hurrle
Frau Schwettmann, Herr Oberbürgermeister,
Herr Präsident,
Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde!

In der großartigen Einstein-Ausstellung in Berlin, die ich zusammen mit meiner Frau besucht habe, lernten wir einen verblüffenden Ausspruch des großen Genies kennen: „Schach ist der schnellste Sport … !“
Einstein meint damit jedoch nicht, wie man glauben könnte, die allseits bekannten Blitzpartien und auch nicht die heutzutage im Internet häufig praktizierten Bullit-Partien, die ja in der sagenhaften Kürze von 60 Sekunden gespielt werden müssen.

Der Gelehrte meinte etwas ganz anderes. Wenn wir seinen Ausspruch weiter lesen, liefert er uns zu seiner Behauptung natürlich gleich eine Begründung hinzu: „…weil man in jeder Sekunde Tausende von Gedanken ordnen muss!“
An dem heutigen Tage allerdings setzen sich unsere Gedanken nicht mit dem Schachspiel selbst auseinander. Unsere Gedanken befassen sich mit den nunmehr 75 Jahren unserer Vereins-geschichte und damit mit einem Dreiviertel Jahrhundert Schachsport und Schachkultur in Delmenhorst.

Ich habe heute noch einmal in einem unscheinbaren, für uns aber wertvollem Dokument, geblättert, das die Familie Lorenzen so sorgsam für uns aufbewahrt hat: Dem Gründungsbuch unseres Klubs.
Der erste etwas trockene Eintrag lautet erwartungsgemäß:
„Gründungsversammlung des Delmenhorster Schachklubs am 10. März 1931, abends 8:30 Uhr in Bretthauers Restaurant“.
Der Chronist fährt dann mit seinen Berichten sehr gewissenhaft fort - allerdings nur bis zum Dezember 1934. Dann tut sich für uns auch vereinsgeschichtlich ein schwarzes Loch auf, das sich erst wieder Ende der 40er-Jahre aufzuhellen beginnt.

Erlauben Sie mir nun einen Zeitsprung zu machen und einige Männer ins Spiel zu bringen, denen der Delmenhorster Schachklub viel zu verdanken hat:
Es ist Paul-Ingwer Lorenzen, der über Jahrzehnte die Kassen mehrerer Schachorganisationen vorbildlich verwaltet hat.
Und es ist Egon Ditt, der Ende des vergangenen Jahrhunderts 12 Jahre lang das Amt des Präsidenten des Deutschen Schachbundes erfolgreich bekleidet und darüber hinaus als Vizepräsident der FIDE die Geschicke des Weltschachs mitbestimmt hat.
Und es sind die ehemaligen Vorsitzenden Karl-Heinz Schaffarzyk, der sicherlich zu den großen Männern des Deutschen Schachs zu zählen ist, und Herbert Musiol und Fritz Pundt, die beide dieses Jubiläum mit uns feiern, und der viel zu früh verstorbene Heiko Wenke.

Unter ihrer tatkräftigen Regie und ihren neuen Gedanken ließen sie ein Schachmärchen in Delmenhorst wahr werden. Als 1980 die einteilige Schach-Bundesliga aus der Taufe gehoben wurde, hatte sich der DSK infolge ihrer zielstrebigen Arbeit qualifiziert und wurde so folgerichtig zu einem der Gründungsmitglieder.
Der DSK spielte fortan nicht nur mit mehreren Mannschaften, darunter 2-3 Jugend- und eine Damenmannschaft, in allen möglichen Klassen, sondern auch genau 2 Jahrzehnte in der höchsten Deutschen Schachliga und hat damit Schachgeschichte geschrieben.
So langfristig geplant der Aufstieg auch gewesen war 20 Jahre zuvor, das Aus kam doch plötzlich: Unser Förderer Karl-Heinz Schaffarzyk hatte sich aus Altersgründen zurückgezogen.
Pate gestanden hatte das Motto „Wenn es am Schönsten ist …“, denn die Elitemannschaft des DSK hatte in ihrer letzten Saison 99/ 2000 mit dem 3. Rang ihre beste Platzierung erkämpft!

Aber es wurde und es wird ja weiter gearbeitet und es werden Ziele abgesteckt.
Ich darf einige Beispiele anführen:
- Als Lohn und Anerkennung für seine intensive Jugendarbeit erhielt der DSK schon früh das „Grüne Band“, den Jugendförderpreis der Dresdner Bank.
- Als weiteren Höhepunkt darf ich an den Gewinn der Deutschen Jugendmannschaftsmeisterschaft 2001 erinnern. Die Ehrung der erfolgreichen Mannschaft hier im Rathaus hatte OB Schwettmann persönlich vorgenommen.
- Das überregionale Schachturnier „Delme-Open“, das in diesem Jahr selbst ein kleines Jubiläum feiert, haben wir etabliert.
- Und aus jüngster Zeit, der Spielsaison 2005/06, kann ich berichten, dass unsere Frauen-mannschaft in der 2. Bundesliga Höhenluft geschnuppert hat.

Und noch etwas haben wir gewonnen:
Eine aufrichtige Verbundenheit mit Schachfreundinnen und -freunden aus unserem Nachbarland Polen. Seit Bestehen des „Freundschaftskreises Lublin“ 1992 engagieren sich Mitglieder unseres Vereins für diese völker- und Europa verbindende Partnerschaft.
Aus zahlreichen gegenseitigen Besuchen haben sich echte Freundschaften entwickelt, die während unseres erst vor wenigen Wochen erfolgten Besuchs weiter gepflegt werden konnten.
Auf den Gegenbesuch unserer Freunde aus Lublin freuen wir uns schon jetzt.

Diese Meilensteine, auf die wir zu Recht stolz sein können, sind natürlich nicht denkbar ohne den großen Einsatz unserer Mitglieder:
- Sei es als Trainer/in im Jugendbereich oder als Lehrer/in im Schulschach
- sei es als Mannschaftsführer/in einer der zahlreichen Mannschaften
- oder sei es als Organisator lokaler oder überregionaler Schachturniere
- oder sei es als Betreuer unserer Jugendlichen, die Jahr für Jahr an den Dt. Meisterschaften teilnehmen.

Und die Weiterentwicklung des Schachsports und damit unseres Vereins ist auch nicht denkbar ohne die Unterstützung von außen.
An vorderster Stelle nenne ich die Stadt Delmenhorst und den Stadtsportbund Delmenhorst, die uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Und ich bin froh und glücklich, Unternehmen nennen zu können wie die „Stadtwerke Delmenhorst“ und die „Landessparkasse zu Oldenburg“ und die „EWE“, die uns über Jahr und Tag tatkräftig unterstützen.
Es ist sicherlich richtig, die persönliche Teilnahme an unserem Jubiläum des Oberbürgermeisters und der Repräsentanten aus Verbänden, Unternehmen und Vereinen als ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Delmenhorster Schachklub zu werten.

Gerne nehme ich die einmalige Möglichkeit anlässlich unseres Jubiläums wahr, um allen, die den DSK in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise unterstützt haben, ganz, ganz herzlich zu danken!
Meinen aufrichtigen Dank verbinde ich mit der Hoffnung, dass Ihre Verbundenheit mit dem einzigen und einzigartigen Schachklub unserer Stadt noch lange Zeit anhalten werde, um so die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam anpacken und meistern zu können.