Frau Schwettmann, Herr Oberbürgermeister,
Herr Präsident,
Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde! In der
großartigen Einstein-Ausstellung in Berlin, die ich zusammen mit
meiner Frau besucht habe, lernten wir einen verblüffenden Ausspruch
des großen Genies kennen: „Schach ist der schnellste Sport
… !“
Einstein meint damit jedoch nicht, wie man glauben könnte, die
allseits bekannten Blitzpartien und auch nicht die heutzutage im Internet
häufig praktizierten Bullit-Partien, die ja in der sagenhaften
Kürze von 60 Sekunden gespielt werden müssen.
Der Gelehrte meinte etwas ganz anderes. Wenn wir seinen Ausspruch
weiter lesen, liefert er uns zu seiner Behauptung natürlich gleich
eine Begründung hinzu: „…weil man in jeder Sekunde
Tausende von Gedanken ordnen muss!“
An dem heutigen Tage allerdings setzen sich unsere
Gedanken nicht mit dem Schachspiel selbst auseinander. Unsere Gedanken
befassen sich mit den nunmehr 75 Jahren unserer Vereins-geschichte und
damit mit einem Dreiviertel Jahrhundert Schachsport und Schachkultur
in Delmenhorst.
Ich habe heute noch einmal in einem unscheinbaren, für
uns aber wertvollem Dokument, geblättert, das die Familie Lorenzen
so sorgsam für uns aufbewahrt hat: Dem Gründungsbuch unseres
Klubs.
Der erste etwas trockene Eintrag lautet erwartungsgemäß:
„Gründungsversammlung des Delmenhorster Schachklubs am 10.
März 1931, abends 8:30 Uhr in Bretthauers Restaurant“. Der
Chronist fährt dann mit seinen Berichten sehr gewissenhaft fort
- allerdings nur bis zum Dezember 1934. Dann tut sich für uns auch
vereinsgeschichtlich ein schwarzes Loch auf, das sich erst wieder Ende
der 40er-Jahre aufzuhellen beginnt.
Erlauben Sie mir nun einen Zeitsprung zu machen und einige
Männer ins Spiel zu bringen, denen der Delmenhorster Schachklub
viel zu verdanken hat:
Es ist Paul-Ingwer Lorenzen, der über Jahrzehnte
die Kassen mehrerer Schachorganisationen vorbildlich verwaltet hat.
Und es ist Egon Ditt, der Ende des vergangenen Jahrhunderts
12 Jahre lang das Amt des Präsidenten des Deutschen Schachbundes
erfolgreich bekleidet und darüber hinaus als Vizepräsident
der FIDE die Geschicke des Weltschachs mitbestimmt hat.
Und es sind die ehemaligen Vorsitzenden Karl-Heinz
Schaffarzyk, der sicherlich zu den großen Männern des Deutschen
Schachs zu zählen ist, und Herbert Musiol und
Fritz Pundt, die beide dieses Jubiläum mit uns feiern, und der
viel zu früh verstorbene Heiko Wenke.
Unter ihrer tatkräftigen Regie und ihren neuen Gedanken ließen
sie ein Schachmärchen in Delmenhorst wahr werden. Als 1980 die
einteilige Schach-Bundesliga aus der Taufe gehoben wurde, hatte sich
der DSK infolge ihrer zielstrebigen Arbeit qualifiziert und wurde so
folgerichtig zu einem der Gründungsmitglieder.
Der DSK spielte fortan nicht nur mit mehreren Mannschaften,
darunter 2-3 Jugend- und eine Damenmannschaft, in allen möglichen
Klassen, sondern auch genau 2 Jahrzehnte in der höchsten Deutschen
Schachliga und hat damit Schachgeschichte geschrieben.
So langfristig geplant der Aufstieg auch gewesen war
20 Jahre zuvor, das Aus kam doch plötzlich: Unser Förderer
Karl-Heinz Schaffarzyk hatte sich aus Altersgründen zurückgezogen.
Pate gestanden hatte das Motto „Wenn es am Schönsten ist
…“, denn die Elitemannschaft des DSK hatte in ihrer letzten
Saison 99/ 2000 mit dem 3. Rang ihre beste Platzierung erkämpft!
Aber es wurde und es wird ja weiter gearbeitet und es werden
Ziele abgesteckt.
Ich darf einige Beispiele anführen:
- Als Lohn und Anerkennung für seine intensive Jugendarbeit erhielt
der DSK schon früh das „Grüne Band“, den Jugendförderpreis
der Dresdner Bank.
- Als weiteren Höhepunkt darf ich an den Gewinn der Deutschen Jugendmannschaftsmeisterschaft
2001 erinnern. Die Ehrung der erfolgreichen Mannschaft hier im Rathaus
hatte OB Schwettmann persönlich vorgenommen.
- Das überregionale Schachturnier „Delme-Open“, das
in diesem Jahr selbst ein kleines Jubiläum feiert, haben wir etabliert.
- Und aus jüngster Zeit, der Spielsaison 2005/06, kann ich berichten,
dass unsere Frauen-mannschaft in der 2. Bundesliga Höhenluft geschnuppert
hat.
Und noch etwas haben wir gewonnen:
Eine aufrichtige Verbundenheit mit Schachfreundinnen und -freunden aus
unserem Nachbarland Polen. Seit Bestehen des „Freundschaftskreises
Lublin“ 1992 engagieren sich Mitglieder unseres Vereins für
diese völker- und Europa verbindende Partnerschaft. Aus
zahlreichen gegenseitigen Besuchen haben sich echte Freundschaften entwickelt,
die während unseres erst vor wenigen Wochen erfolgten Besuchs weiter
gepflegt werden konnten.
Auf den Gegenbesuch unserer Freunde aus Lublin freuen wir uns schon
jetzt.
Diese Meilensteine, auf die wir zu Recht stolz sein können,
sind natürlich nicht denkbar ohne den großen Einsatz unserer
Mitglieder:
- Sei es als Trainer/in im Jugendbereich oder als Lehrer/in im Schulschach
- sei es als Mannschaftsführer/in einer der zahlreichen Mannschaften
- oder sei es als Organisator lokaler oder überregionaler Schachturniere
- oder sei es als Betreuer unserer Jugendlichen, die Jahr für Jahr
an den Dt. Meisterschaften teilnehmen.
Und die Weiterentwicklung des Schachsports und damit unseres
Vereins ist auch nicht denkbar ohne die Unterstützung von außen.
An vorderster Stelle nenne ich die Stadt Delmenhorst und den Stadtsportbund
Delmenhorst, die uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Und ich bin froh und glücklich, Unternehmen nennen zu können
wie die „Stadtwerke Delmenhorst“ und die „Landessparkasse
zu Oldenburg“ und die „EWE“, die uns über Jahr
und Tag tatkräftig unterstützen.
Es ist sicherlich richtig, die persönliche Teilnahme
an unserem Jubiläum des Oberbürgermeisters und der Repräsentanten
aus Verbänden, Unternehmen und Vereinen als ein Zeichen der Verbundenheit
mit dem Delmenhorster Schachklub zu werten.
Gerne nehme ich die einmalige Möglichkeit anlässlich
unseres Jubiläums wahr, um allen, die den DSK in den vergangenen
Jahren auf vielfältige Weise unterstützt haben, ganz, ganz
herzlich zu danken!
Meinen aufrichtigen Dank verbinde ich mit der Hoffnung,
dass Ihre Verbundenheit mit dem einzigen und einzigartigen Schachklub
unserer Stadt noch lange Zeit anhalten werde, um so die Herausforderungen
der Zukunft gemeinsam anpacken und meistern zu können.
|