Kandidaten-Turnier Berlin 2018 |
Der untere Teil der alten Fassade des Kühlhauses wurde mit einem vollmundigen Spruch verkleidet |
Dies ist der Eingang für die "Gold-Karte" mit anschließendem Fahrstuhl - alle Getränke frei |
Und hier geht's zum Eingang für Leute wie mich, allerdings mit hipper Beleuchtung ... |
... und hier ist er. Ich bin reingegangen! |
|
Stand nach 14 von 14 Runden Tabelle von Chessbase
|
In Berlin wird der Herausforderer von Weltmeister Magnus Carlsen ermitteln. Es sind die besten Schachspieler der Welt. Der WM-Kampf findet dann im November in London statt. Hier in Berlin aber geht zum erstenmal ein solches Kandidatenturnier über die Bühne. Es ist in diesen Wochen die Welthauptstadt des Schachs. Gespielt wird im Kühlhaus, einer ehemaligen Kühl- und Lagerhalle in der Nähe des Gleisdreiecks, die heute ein Veranstaltungsort ist. In zwanzig Metern Abstand rattert die U-Bahn vorbei. Der erste Eindruck: dunkel, laut, abgeranzt. Man geht durch einen von Bodenstrahlern nur spärlich ausgeleuchteten Tunnel, gelangt durch zwei schwere Eisentüren in den Eingangsbereich im Erdgeschoss. Dort alles schwarz, schwarze Tücher, schwarze Trennwände, funzeliges Licht. Ein Stockwerk höher wird gespielt. Der Raum ist quadratisch, unterteilt in vier Waben. Nach oben ist er offen und vom zweiten und dritten Stock aus einzusehen. Dort steht das Publikum. Handys sind verboten, überall mahnt schwarzgekleidetes Personal mit „Silence“-Schildern. Im vierten Stock des Kühlhauses darf geredet werden. Hier ist die „Fanzone“, auch „Spaßzone“ genannt, hier finden auch die obligatorischen Pressekonferenzen statt, zu denen sich alle Spieler nach Beendigung einer Partie verpflichtet haben. Eingerahmt von unverputzten roten Backsteinwänden werden in einer Ecke die Partien nachgespielt, in einer anderen Souvenirs verkauft. Mehrere Dutzend Zuschauer hören, wie zwei deutsche Schachgroßmeister die Stellungen analysieren. Bislang führt Caruana. Er war, wie viele Spitzenspieler im Schach, ein Wunderkind. Mit fünf Jahren wurde er entdeckt, mit 14 Jahren war er Großmeister. Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere markiert der Sieg im September 2014 beim äußerst stark besetzten Sinquefield Cup in St. Louis. |
||
Liren immer vorgebeugt und emotionslos, Aronian - "au Backe", und so sollte es weitergehen |
So und Caruana - beide amerikanisiert, beide in gleicher Denkerpose |
|
Grischuk unkonventionell auf dem Brett, Kramnik mit Wildcard und nur zu Anfang stark |
Mamedyarov hat eine Idee, Karjakin als vorheriger Herausforderer war gesetzt |
|
Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt, sagt man beim Schach. Und Fehler werden natürlich gemacht. Das unterscheidet reale Spieler von Computern. Dabei wird Schach zunehmend zum Cybersport. Rund eine Milliarde Schach-Programme haben sich Smartphone- und PC-Besitzer weltweit heruntergeladen. Viele verfolgen live die Partien des Kandidatenturniers, während ihnen ein Hochleistungsschachprogramm bereits die exakten Gewinnwege verrät. Das sieht dann oft ganz einfach aus, viel einfacher als für die hier ohne Hilfen kämpfen, um den Weltmeister herausfordern zu können. Und Carlsen, der amtierende Weltmeister? Der wartet ab. Im vergangenen Jahr wurde er Weltmeister im Blitzschach. Aber auch er ist längst irdisch geworden. An fünf Spitzenturnieren nahm der Norweger 2017 teil, kein einziges konnte er gewinnen, sechs Niederlagen musste er verkraften. (aus dem "Tagesspiegel" vom 23.03.2018) |
oben: Analyse am Brett zwischen So und Aronian mitte: Analysen der laufenden Partien in der "Spaß-Zone" unten: Karjakin und Ding stellen sich der Presse |
|
Spieler | Qualifikationsweg (von Wikipedia) | Elo-Zahl |
Weltrang |
---|---|---|---|
Sergei Karjakin - Russland | 1) der Verlierer der Schachweltmeisterschaft 2016 | 2763 | 13 |
Lewon Aronjan - Armenien | 2) die beiden Bestplatzierten des Schach-Weltpokals 2017, die nicht schon nach 1) qualifiziert waren | 2794 | 5 |
Ding Liren - China | 2769 | 11 | |
Şəhriyar Məmmədyarov - Aserbaidschan | 3) die beiden Bestplatzierten des FIDE Grand Prix 2017, die nicht schon nach 1) oder 2) qualifiziert waren | 2809 | 2 |
Alexander Grischtschuk - Russland | 2767 | 12 | |
Wesley So USA | 4) die beiden Spieler, die 2017 gemittelt die beste Elo-Zahl hatten und nicht schon nach 1), 2) oder 3) qualifiziert waren; sie mussten am Weltpokal 2017 oder am Grand Prix 2017 teilgenommen haben | 2799 | 4 |
Fabiano Caruana USA | 2784 | 8 | |
Wladimir Kramnik - Russland | 5) vom Organisator nominierter Spieler mit Elo-Zahl von mindestens 2725[1] | 2800 | 3 |
Die 4-teilige "Wabe", aus Etage 3 gesehen |
Gute Sicht aus der Nähe auf die Spieler mit "Silber" und "Gold" |
Auch von oben aus Etage 2 ist der Blick auf die Bretter gut |
In Stockwerk 4, der "Fan-Zone", an dem einzigen Fenster, befindet sich der Stand für Fan-Artikel und die kleine Bar |
Hier schweift der Blick über den Industrie-Stadtteil und die U-Bahn mit dem Bahnhof "Gleisdreieck" (re.) |
Für die Bar-Gäste gibt es Stühle und Tische, das Schach-Geschehen sieht man auf einem 4-teiligen Display |
Ebenfalls hier findet die obligatorische Pressekonferenz mit den Spielern statt, hier mit Liren und Aronian |
Alle wichtigen Fide-Ereignisse werden von Anastazia Karlovich souverän, humorvoll und mit viel Schachverstand moderiert |
Die Spieler, hier Karjakin und Mamedyarov, beantworten auch Fragen des Publikums |
In dieser "Fan-Etage" werden auch Analysen der laufenden Partien angeboten, hier u.a. mit GM Zaragatzki |
Ebenfalls hier befindet sich der Fan-Aufenthaltsbereich, wo man miteinander sprechen, analysieren und selbst spielen kann |
Gespielt wird von 15 bis 22 Uhr. Es ist bereits ca. 20:30h, die verbliebenen Zuschauer sind alle in der Fan- oder Spaßzone |
So, das war's von meiner Seite. Mal sehen, wer's gelesen hat.
|