Die Schachwelt trauert um ihren Egon Ditt

DSK-Mitglied verstarb 74-jährig

Delmenhorst (rh). Die Welt des Schachs trauert um einen ihrer profiliertesten Vertreter. Am Dienstag verstarb in seiner Heimatstadt Bremen der langjährige Vorsitzende des Deutschen Schachbundes, Egon Ditt (Foto). Seit über 30 Jahren gehörte Egon Ditt dem Delmenhorster Schachklub (DSK) an, dessen Farben er in 196 Mannschaftswettkämpfen auf höchstem Niveau vertrat.
Bereits im Jahre 1972, als in Delmenhorst mit dem Aufbau eines Bundesligateams begonnen wurde, stieß Egon Ditt, der zuvor in Bremen-Ost gespielt hatte, zum DSK. In einem kurzen Rückblick erinnerte der DSK-Vorsitzende Jürgen Hurrle am Donnerstag beim Vereinsabend seines Klubs daran, dass Egon Ditt trotz seiner starken beruflichen Beanspruchung als Bremer Senatsrat fast zwei Jahrzehnte lang zur ersten Mannschaft des DSK gehörte. Hurrles Mitgefühl galt vor allem Egon Ditts Ehefrau Jutta, die als oftmalige Bremer Landesmeisterin ebenfalls dem DSK angehört. Mit einer Schweigeminute ehrten die DSKler den Träger ihrer silbernen Ehrennadel.
Seine besonderen nationalen und internationalen Verdienste erwarb sich der 1931 geborene Egon Ditt als Sportpolitiker, der in seiner Zeit als Präsident des Deutschen Schachbundes von 1989 bis 2001an prominenter Stelle dafür sorgte, dass die Vereinigung der Schachverbände der Bundesrepublik und der DDR im Zuge der Vereinigung in einem sanften Prozess verlief. Schon zuvor war es dem diplomatisch geschickten Egon Ditt gelungen, sich das Vertrauen der DDR-Schachverantwortlichen zu sichern. Als Delegationsleiter bei einem Schachwettkampf zwischen den Mannschaften der DDR und der Bundesrepublik machte er 1988 in Potsdam eine solch gute Figur, dass ihm die Vereinigungsaufgabe wenig später fast wie selbstverständlich zufiel.
Mit seiner Mischung aus Integrität und Zielstrebigkeit gelangte Egon Ditt auch in die Führungsgremien des Welt-Schachverbandes FIDE, in dem seine ausgleichende Art vor allem in kontroversen Situationen gefragt war. Trotz solch internationalen Ansehens verlor Egon Ditt nie den Kontakt zu seiner sportlichen Basis. Bei aller sportlichen, beruflichen und politischen Beanspruchung gehörte der Träger des Bundesverdienstkreuzes zu den regelmäßigen Besuchern der Jahreshauptversammlung des DSK.

Zeitungsartikel im Delmenhorster Kreisblatt vom 09.07.2005 von Helmuth Riewe