Delmenhorst
(rh). Die Welt des Schachs trauert um einen ihrer profiliertesten Vertreter.
Am Dienstag verstarb in seiner Heimatstadt Bremen der langjährige Vorsitzende
des Deutschen Schachbundes, Egon Ditt (Foto). Seit über 30 Jahren gehörte
Egon Ditt dem Delmenhorster Schachklub (DSK) an, dessen Farben er in 196
Mannschaftswettkämpfen auf höchstem Niveau vertrat.
Bereits im Jahre 1972, als in Delmenhorst mit dem Aufbau eines Bundesligateams
begonnen wurde, stieß Egon Ditt, der zuvor in Bremen-Ost gespielt hatte,
zum DSK. In einem kurzen Rückblick erinnerte der DSK-Vorsitzende Jürgen
Hurrle am Donnerstag beim Vereinsabend seines Klubs daran, dass Egon Ditt
trotz seiner starken beruflichen Beanspruchung als Bremer Senatsrat fast
zwei Jahrzehnte lang zur ersten Mannschaft des DSK gehörte. Hurrles Mitgefühl
galt vor allem Egon Ditts Ehefrau Jutta, die als oftmalige Bremer Landesmeisterin
ebenfalls dem DSK angehört. Mit einer Schweigeminute ehrten die DSKler
den Träger ihrer silbernen Ehrennadel.
Seine besonderen nationalen und internationalen Verdienste erwarb sich
der 1931 geborene Egon Ditt als Sportpolitiker, der in seiner Zeit als
Präsident des Deutschen Schachbundes von 1989 bis 2001an prominenter Stelle
dafür sorgte, dass die Vereinigung der Schachverbände der Bundesrepublik
und der DDR im Zuge der Vereinigung in einem sanften Prozess verlief.
Schon zuvor war es dem diplomatisch geschickten Egon Ditt gelungen, sich
das Vertrauen der DDR-Schachverantwortlichen zu sichern. Als Delegationsleiter
bei einem Schachwettkampf zwischen den Mannschaften der DDR und der Bundesrepublik
machte er 1988 in Potsdam eine solch gute Figur, dass ihm die Vereinigungsaufgabe
wenig später fast wie selbstverständlich zufiel.
Mit seiner Mischung aus Integrität und Zielstrebigkeit gelangte Egon Ditt
auch in die Führungsgremien des Welt-Schachverbandes FIDE, in dem seine
ausgleichende Art vor allem in kontroversen Situationen gefragt war. Trotz
solch internationalen Ansehens verlor Egon Ditt nie den Kontakt zu seiner
sportlichen Basis. Bei aller sportlichen, beruflichen und politischen
Beanspruchung gehörte der Träger des Bundesverdienstkreuzes zu den regelmäßigen
Besuchern der Jahreshauptversammlung des DSK.
Zeitungsartikel im Delmenhorster Kreisblatt vom 09.07.2005 von Helmuth
Riewe
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