Lublin-Fahrt 2006
Wir fliegen ab Bremen über Amsterdam nach Warschau.
Abflug am 18.08.06 um 6:30 Uhr Anlunft in Warschau 11:15 Uhr.
Dort werden wir (wenn nichts mehr dazwischen kommt) von den Lublinern mit einem Bus abgeholt!

Wir bleiben dort bis zum 22.08. Rückflug ab Warschau um 12:45 Uhr Ankunft in Bremen um 17:55 Uhr.
Also 4 Nächte vor Ort. Unterbringung erfolgt durch unsere Gastgeber.
Flugkosten pro Person: rd. 230,00 € plus Transfer nach Bremen und zurück.

Immer nur nach Osten oder Westen:
Bremen - Amsterdam - Warschau - Lublin - und zurück

Wir, das sind: Andrea Wenke, Claudia Theermann, Malte Meyer, Thorsten Meyer, Gerhard Riewe, Helmuth Riewe, Benjamien Hayen, Tim Boese und Sven Wollscheid.


Auf dem Bankett - 1

Auf dem Bankett - 2

Der Mannschaftskampf endete 5½-3½
für die Gastgeber

Malte, gib deinem Nachbarn
sofort den Pokal zurück!

Gruppenfoto mit beiden Mannschaften

Vor dem Besuch im Rathaus

Neben freundschaftlichem Spiel auch ernsthafte Blicke in die deutsch-polnische Geschichte
- Delmenhorster Schachdelegation zu Besuch in Partnerstadt Lublin -
Bericht von Helmuth Riewe
Beim alle zwei Jahre statfindenden offiziellen Schachwettkampf zwischen Lublin und Delmenhorst konnte sich am Montag,dem 21.August 2006, in der Sporthalle Lublin das gastgebende Team um Mannschaftsführer Zbigniew Pyda gegen die Spieler des Delmenhorster Schachklubs (DSK) deutlich mit 5,5 : 3,5 Punkten durchsetzen:

 

Michael Praszak - Malte Meyer 0:1
Zbigniew Pyda - Gerhard Riewe 0,5 : 0,5
Jerzy Dybowski - Thorsten Meyer 1 : 0
Pawel Panas - Tim Boese 0,5 : 0,5
Marta Samborska - Sven Wollscheid 0,5 : 0,5
Andrzej Suk - Andrea Wenke 0,5 : 0,5
Piotr Flisiak - Benjamin Hayen 0,5 : 0,5
Marek Chwalewski - Helmuth Riewe 1 : 0
Magdalena Magda-Polkowska - Claudia Theermann 1 : 0

Bei dem viertägigen Freundschaftsbesuch von neun DSK-Spielernin der Zeit vom 18. - 22. August 2006 in der ostpolnischen Metropole hatte Lublins Turnierleiter Zdzislaw Polkowski umsichtig dafür gesorgt, dass neben dem Touristik- und Kennenlernprogramm auch der ernsthaft Schachsport zu seiner angemessenen Geltung kam. Schon kurz nach der Ankunft der Delmenhorster Delegation mussten 18 Spieler aus beiden Städten fast dreieinhalb Stunden lang bis tief in die Nacht im Blitzturnier kämpfen, bevor die Sieger und Platzierten endgültig feststanden. Am Ende setzte sich Malte Meyer mit 15 Punkten vor Marcin Maka (Lublin, 14 Punkte) sowie Zbigniewe Pyda (Lublin) und Gerhard Riewe (je 13 Punkte) durch. Als beste weibliche Spielerin konnte sich Andrea Wenke (DSK) über einen Sonderpokal ebenfalls freuen.
Im sportlich bedeutsameren Mannschaftskampf am Schlusstag des Freundschaftsbesuchs, am 21. August 2006, sorgten die Mannschaftsfüher Zbigniew Pyda und Gerhard Riewe mit einem raschen Remis an Brett Zwei zunächst dafür, dass für beide Mannschaften alle Optionen offen blieben. An den Brettern Drei bis Sechs konnten die Delmenhorster Tim Boese, Sven Wollscheid, Andrea Wenke und Benjamin Hayen gegen ihre durchweg favorisierten Lubliner Gegner - teils mit gütiger Unterstützung der aufmerksamen Gastgeber - ebenfalls zu Unentschieden kommen. An den Brettern Drei, Acht und Neun waren die polnischen Gastgeber allerdings so stark besetzt, dass sie trotz heftiger Gegenwehr klare Siege einfahren konnten. Da Malte Meyer gegen Michael Praszak zum Finale des Wettkampfs am Spitzenbrett einen Sieg für den DSK erspielen konnte, lautete das Gesamtergerbnis standesgemäß 5,5 : 3,5 für Lublin, das damit den Sieg vom Jahr 2004 in Delmenhorst wiederholen konnte. Vor vier Jahren hatte der DSK in Lublin noch einen Erfolg verbuchen können.

Mit einer deutlich auf das Leistungsvermögen der Delmenhorster Gäste abgestimmten Mannschafts-aufstellung hatte Lublin dafür gesorgt, dass während des offiziellen Städteturniers lange Zeit alle Möglichkeiten offen blieben. Auch die DSK-ler zeigten im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchweg ansprechende Leistungen, so dass auch unter rein sportlichen Gesichtspunkten der Lublin-Besuch zu einem vollen Erfolg wurde. Zum Finale des vierstündigen Wettkampfs nahm DSK-Mannschaftsführer Gerhard Riewe noch einen Erinnerungspokal entgegen und sprach die Einladung zum Rückkampf in Delmenhorst für den Sommer 2008 aus. Unter dem Beifall aller Beteiligten versprach Zdzislaw Polkowski umgehend "mit einer möglichst starken Mannschaft" das Wiedersehen in Delmenhorst.

Nach einigen informativen Touren durch Lublins sehenswerte historische Altstadt wurden die Delmenhorster Gäste vor dem Städtewettkampf auch offiziell von Lublins Stadtspitze empfangen. Dabei zeigte sich der Vizepräsident der ostpolnischen Metropole, Ryszard Pasikowski, am Vormittag des 21. August 2006 beim Empfang der Delmenhorster Delegation im Neuen Rathaus seiner Stadt glänzend informiert über die aktuellen Vorgänge um den Versuch deutscher Rechtsradikaler, sich in Delmenhorst ein Hotel als Schulungszentrum zu kaufen. Natürlich halte sich Lublin an das Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten von Partnern, so der kommunale Spitzenpolitiker. Doch der Bürgerinitiative "Für Delmenhorst" (die auch vom Stadtsportbund Delmenhorst sowie zahlreichen einzelnen DSKlern untrstützt wird) und allen aktiven Kräften beim der Abwehr eines rechtsradikalen Zentrums in Delmenhorst wünschte er "viel Erfolg".
Als Stadt, die noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts über 40 000 jüdische Einwohner zählte und während des Zweiten Weltkriegs von Deutschen besetzt war, wisse man in Lublin unmittelbar von den Schrecken des Faschsismus, so Ryszard Pasikowski.. Innerhalb des Stadtgebiets hätten die Besatzer schließlich das Konzentrationslager Majdanek erichtet, in dem zwischen 1941 und 1944 etwa 235 000 Häftlinge umkamen, und zwar überwiegend Juden, Polen und Bürger der Sowjetunion. "Wir helfen gern mit detaillierten Informationen, Zahlenmaterial und Dokumenten, wenn wir damit Delmenhorst unterstützen
können", bot Ryszard Pasikowski an. Den DSK-Spielern erzählte der Kommunalpolitiker auch von seinen eigenen, inzwischen zehn Jahre zurückliegenden positiven Eindrücken von Delmenhorst.
Er selbst, so Ryszard Pasikowski, wolle im deutsch-polnischen Austausch vor allem Schwerpunkte in der Begegnung von Jugendlichen setzen. "Im Herbst dieses Jahres finden in Delmenhorst und bei uns Kommunalwahlen statt", erläuterte Lublins Vizepräsident. Danach könne es zu einer Neuauslotung der
Beziehungen zwischen Delmenhorst und Lublin kommen. Entsprechende Kontakte seien bereits geknüpft.
Konkretisiert wurden solche Vorstellungen von Violetta Wscisel im unmittelbaren Gesprächen mit den Delmenhorstern Schachspielern, die im Lubliner Referat für Auslandsbeziehungen für die Kontakte nach Deutschland verantwortlich zeichnet. Mit dem Seniorenaustausch unter Leitung von Harald Söhlke und den regelmäßigen Treffen der Schachspieler gebe es zwei stabile Säulen im Partnerschaftsprogramm, erläuterte sie bei einem Rundgang durch das neue Rathaus. "Partnerbeziehungen spielen sich auchsonst in
Wellenbewegungen ab", verwies Violetta Wscisel dabei auf ihre profesionellen Erfahrungen, zum Beispiel mit dem westfälischen Münster. Womöglich noch in diesem Jahr, so ihre Hoffnung, werde eine Lubliner Delegation nach Delmenhorst kommen, um neue Impulse für eine Intensivierung der Beziehungen
setzen zu können.

Zu einem beklemmenden und zugleich eindringlichen Rückblick in die jüngere deutsch-polnische Geschichte war für die neun Spieler des Delmenhorster Schachklubs bereits tags zuvor, am 20. August 2006, der Besuch des einstigen ostpolnischen Konzentrationslagers Majdanek geworden. Schon im Vorfeld ihres Freundschaftsbesuchs in der Partnerstadt Lublin hatte die Delegation großes Interesse gezeigt, mit den im deutschen Namen begangenen Verbrechen der frühen 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts konfrontiert zu werden. Geleitet von der Germanistin Alicja Bartosiak von der staatlichen Universität Lublin wurden die DSK-ler bei ihrem Rundgang mit den systematischen Vernichtungsplanungen der deutschen Faschisten ebenso bekannt gemacht wie mit den weitgehend erhaltenen Gaskammern zum Zyklon-B-Einsatz, Massenerschießungen größten Stils und einem großräumigen Krematorium, mit den die Gräuel von 1941 - 1944 vor der Geschichte verdeckt werden sollten.
Anhand der Ausstellungstücke in den zahlreichen Baracken auf dem einst über 200 Hektar großen Gelände des ehemaligen "Konzentrationslager der Waffen-SS Lublin" - den Namen Majdanek erhielt das Vernichtungslager von der einheimischen Bevölkerung nach dem angrenzenden Lubliner Stadtteil - konnten die Delmenhorster Gäste anschaulich nachvollziehen, mit welcher Brutalität, aber auch bürokratischer Genauigkeit und Selbstverständlichkeit die KZ-Mannschaften ihr Vernichtungswerk an über 300 000 Menschen allein in Majdanek verrichteten. Der Generalbebauungsplan für das zunächst für Kriegs-gefangene konzipierte Lager vom 23. März 1942 machte deutlich, dass es dort um die langfristige Umsetzung der nationalsozialistischen Herrenmenschen-Ideologie gehen sollte, in der andere Volksgruppen nichts zählten. "Obgleich das Lager gar nicht zu seiner vollen Kapazität ausgebaut wurde, starben dort durch die unmenschlichen Bedingungen und unmittelbare Vernichtung von den 300 000 Insasssen ungefähr 235 000 Häftlinge", erzählte Alicja Bartosiak den schockierten Delmenhorstern.
Nach einem Gang durch eine vollständig erhaltene Vergasungsbaracke und der Konfrontation mit Dokumenten, mit denen die Zyklon-B-Lieferungen eines Hamburger IG-Farben-Ablegers als ganz normale Geschäftsbeziehung differenziert dokumentiert ist, kam die Delegation am Ende ihres mehrstündigen Rundgangs auch zum Krematorium, in dessen Verbrennungsöfen die Spuren von Vergasungen und Erschießungen ebenso vertuscht werden sollten wie das massenhafte elendige Sterben nach Wochen der Hungerration, der Kälte und unsinniger Schwerstarbeit. "Spätestens nach drei Monaten Majdanek war man am Ende", lautete die bittere Lehre eines 23-minütigen Informationsfilms.
Neben dem bewussten Einsatz von Gaskammern zur "Endlösung" des nationalsozialistschen "Judenproblems" steht Majdanek auch für eine der grausamsten Massenerschießungen der Geschichte, wie die Delmenhorster erfuhren. Offenbar aufgeschreckt durch die zahlreichen Aufstände in Todeslagern des Ostens erschoss die Lagerbesatzung unter dem Decknamen "Erntefest" allein am 3. November 1943 über 18 000 Juden. HR