Dt. Mannschafts-Blitzmeisterschaft 2010
Bericht: Malte Meyer - Fotos: Alvin Krämer
Brett 1
Markus Lammers
7. mit 16,0
Brett 2
Fred Hedke
10 mit 13,0
Brett 3
David Höffer
17. mit 9,5
Brett 4
Malte Meyer
10. mit 14,5

Nachdem der DSK bei der Norddeutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft im Bremer Osten den zweiten Platz errungen hatte, stand am 12. Juni im fränkischen Bindlach der Vergleich mit der nationalen Elite auf dem Programm. Freundlicherweise hatte der Veranstalter vorab auf seiner Website Statements der teilnehmenden Mannschaften veröffentlicht, die über „Ziele und Wünsche“ Auskunft gaben (während Leipzig-Gohlis „ziemlich ambitionslos daher“ kam, kündigte Bayern München – vollkommen zu Recht! – einen „ganz anderen Auftritt“ als in der Bundesliga an) sowie „Topstars“ vorstellen sollten (was bei der TSG Oberschöneweide anscheinend bei DWZ 2176 beginnt).

Wir reisten ohne Topstars, dafür in der kompakten Aufstellung Lammers, Hedke, Höffer und Meyer an, schielten auf einen Mittelfeldplatz und vielleicht auf den einen oder anderen Skalp. Wir übernachteten im Western Union Hotel (klingt sehr weltläufig, Einrichtung und Küche verleugnen aber durchaus nicht die bajuwarischen Wurzeln), hielten bereits beim Frühstücksbuffet nach Porzer und Solinger Topstars Ausschau – und fanden u. a. Wladislaw Tkatschiew, Loek van Wely und Rainer Buhmann. Die von Ilja Schneider in SCHACH 6/2010 gestellte Frage „Cui bono?“ beantworten die persönlich angereisten Wilfried Hilgert (Porz) und Herbert Scheidt (Solingen) offensichtlich anders.

Nachdem das Navi-System uns zunächst einen kleinen Ausflug in einen Bindlacher Vorgarten beschert hatte, erreichten wir schließlich das Spiellokal, freuten uns über die professionelle Ausrichtung durch Bindlach-Aktionär sowie die souveräne Turnierleitung durch Bundesturnierdirektor Ralph Alt und stellten fest, dass tatsächlich die SG Porz mit Tkatschiew, van Wely, Wladimir Baklan, Erik van den Doel und einem ELO-Schnitt von 2630 klar favorisiert war, während die SG Solingen mit 2497 noch deutlich hinter dem DJK Aachen mit vier Großmeistern und einer durchschnittlichen ELO von 2564 rangierte.

Um 11.30 Uhr wurde dann die erste Runde angepfiffen, und gleich stand mit dem Match gegen den SV Werder der erste Höhepunkt auf dem Programm. Peter Lichmann, Gennadij Fish, Dr. Joachim Asendorf und Olaf Steffens hatten dem DSK allerdings trotz 1...Sa6 von Olaf wenig entgegenzusetzen: 3-1 durch Siege von Markus, Fred und Malte. Nach einem 3½-½ gegen Turm Illingen folgte aber eine Durststrecke von 1-11 Punkten mit einer unnötigen 1½-2½-Niederlage gegen Tempo Göttingen als Tiefpunkt.
Dann fanden wir aber mit 6-2 Punkten in die Erfolgsspur zurück, wozu insbesondere Markus' Zwischenspurt von 6/6 beitrug. In Runde 13 folgte das Turnierhighlight in Gestalt des Matches gegen DJK Aachen. Während Malte gegen Matthias Röder verlor, hielt Fred gegen Vasil Spasov ebenso ein Turmenspiel remis wie David gegen Ognjen Cvitan. Markus schließlich schlug in einem Leichtfiguren-Endspiel Kiril Georgiev, der 2001 schon einmal auf Platz 17 der Weltrangliste geführt wurde. Remis also gegen den späteren Zweiten.

Mit 14-18 Punkten ging es in die Mittagspause – seltsamerweise erst nach der 16. von 25 Runden, möglicherweise damit die Schachspieler die letzten Minuten des WM-Spiels Griechenland-Südkorea gerade verpassten und sich auch in der Pause ja über nichts anderes als Schach unterhielten. Nach der Pause ging es mit 5-7 Punkten weiter auf und ab. Forchheim und die zweite Mannschaft des Gastgebers wurden mit 4-0 aus dem Feld geschlagen (Markus wurde möglicherweise durch ein großes Radler in der Pause zusätzlich beflügelt, musste das Doping nach einem Hinweis vom Schiedsrichter allerdings aus dem Turniersaal entfernen).
Gegen König-Tegel und Solingen gab es dagegen wenig zu holen; immerhin konterte Fred René Stern aus und räumte Markus gegen Alexander Naumann in sieben Zügen gefühlte neun Bauern ab und setzte mit Turm+Bauer gegen Springer+Bauer den am Rand eingezwängten schwarzen König matt.

Das 2-2 nach 0-2-Rückstand gegen die SF Stuttgart leitete den Schlussspurt ein, wobei Malte in der letzten laufenden Partie fast zu entspannt war, weil er nur „2-0“ hatte rufen hören und Davids Sieg für das 3-0 hielt,  während es tatsächlich der Anschlusstreffer zum 1-2 gewesen war. David, der seine Form in der Mittagspause noch als „katastrophal“ bezeichnet hatte, holte in den letzten fünf Runden mehr Punkte als in den ersten zwanzig – und das mit zunehmender Leichtigkeit: Während gegen Bindlach-Aktionär II und SF Berlin noch die Zeit beziehungsweise mit Qualität und zwei Bauern weniger das Stellungsglück bemüht werden musste, benötigte David gegen den Erfurter SK selbst nur 2:21 Minuten, um auf Zeit zu gewinnen, und gegen den PSV Ulm gar nur 8 Züge, um die gegnerische Dame zu fangen. 5-1 Mannschaftspunkte zum Schluss und  24-26 insgesamt.

Fazit: Stark angefangen und stark aufgehört, dem Zweitplatzierten aus Aachen einen Punkt abgenommen, den 12. Platz und die obere Tabellenhälfte erreicht und das Prestige-Duell gegen Werder Bremen gewonnen. Auf der Rückfahrt durfte gefeiert werden – natürlich nicht mit Radler, sondern nur mit Eistee.