Nachdem wir in den letzten beiden Jahren Erfurt unsicher gemacht hatten und uns zuletzt als fast schon zu stark für dieses Turnier erwiesen hatten, sollte es dieses Jahr nach Weihnachten zum Travemünder Open gehen. Die Vorteile lagen auf der Hand: Stärker besetztes Turnier, eine mögliche Schnee-Fahrt durch den Harz wird eingespart und in Maltes Lübecker WG bot sich eine äußerst günstige Wohnmöglichkeit. Im Gegensatz zu den Vorjahren verkleinerte sich allerdings deutlich die Truppe – mit Daniel, Stefan und Friedel blieb gleich die Hälfte der Stars zu Hause. Bei der Anreise am 2. Weihnachtstag zeigte sich, dass wir uns nicht
zu viel von Maltes Wohnung versprochen hatten: Die in der wunderschönen
Lübecker Altstadt gelegene 5(!)-Zimmer-Wohnung bot uns genügend
Platz zum Schlafen, für die abendlichen Analysen und natürlich
Blitzpartien; und in der WG-Küche durfte jeder mal zum Nudeln kochen
ran – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg… Am 27. ging es dann mit dem Turnier los, wir waren recht ordentlich
gesetzt (15, 23 und 40), ein bisschen schade allerdings, dass es kein
A- und B-Turnier gab, denn so erhielt beispielsweise Malte keinen einzigen
nominell stärkeren Gegner, was nicht nur darauf zurückzuführen
war, dass er am ersten Tag als einziger von uns etwas abgab: In der
zweiten Runde sah es mit einer gesunden Mehrqualle eigentlich schon
nach einem Sieg aus, doch von den vielen zum Sieg führenden Wegen
wählte Malte leider den beschwerlichsten und musste sich mit 1,5/2
begnügen. David und Markus starteten hingegen mit sicheren 2/2.
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Markus: 47./4,5 aus 6 (!) |
David: 76./4,0 aus 6 (!) |
Malte: 11./5,5 aus 7 |
Auch am zweiten Tag punkteten wir wieder überzeugend mit 5,5/6: Markus hatte zwar etwas Glück, stand aber dennoch mit 4/4 mit weißer Weste da, Malte sicherte sich diesmal zwei Siege und David hatte es nach seinem erneut leichten Drittrundensieg als erster von uns mit einem nominell stärkeren Gegner zu tun: Mit Roman Korba aus Jever gab es allerdings nach 17 Zügen ein friedliches Remis. Eine kleine Ernüchterung gab es hingegen mit der Auslosung für die fünfte Runde: Am nächsten Tag sollten Malte und David gegeneinander spielen, was natürlich zur Folge hatte, dass die Vorbereitung an diesem Abend nicht ganz so gemeinschaftlich stattfand wie sonst… Und die Vorbereitung spielte dann tatsächlich eine gewichtige
Rolle in der spannenden Partie: David brachte ein noch am Abend dem
Buch entnommenes Damenopfer und kam auch im Mittelspiel besser mit der
scharfen Stellung zurecht, so dass ein Figurengewinn die logische Folge
war. Doch Malte, der zuvor ein interessantes Damenrückopfer verworfen
hatte, hielt dagegen und gab sich auch im Endspiel mit Dame gegen Turm,
Läufer und zwei Bauern noch nicht geschlagen. Diese Hartnäckigkeit
sollte letztlich von Erfolg geprägt sein, denn trotz eines Zeitvorteils
schaffte es David nicht, seinen Vorteil zu verwerten – am Ende
also Remis. Also wollten wir eigentlich mit 4,5/6 (Markus und Malte) bzw. 4/6 (David) in den letzten Tag gehen und hier noch einmal gegen nominell Schwächere punkten – was Markus bei den Jugendlichen auch noch Platz zwei hinter dem enorm stark auftrumpfenden Schweden Mladen Gajic eingebracht hätte. Doch wenn einer eine falsche Information (woher auch immer) hat und die anderen beiden sie nicht überprüfen, kommt man auch schon mal zur letzten Runde zu spät – kampflose Niederlagen für Markus und David, nur noch ein kleiner Jugendpreis für Ersteren waren die Folge. Maltes Gegner Derek Gaede erwies sich glücklicherweise als fairer Sportsmann, der einwilligte, mit einer Stunde Zeitvorteil noch zu spielen – Malte gewann und sicherte sich als 11. noch einen kleinen Anteil am Preisgeldkuchen. Turniersieger wurde mit 6,5/7 der sympathische 21-Jährige GM Leonid Kritz, gegen den wir im abschließenden Blitzturnier mit einem Remis von Malte noch ein Ausrufezeichen setzen konnten, vor GM Robert Rabiega, der seiner Favoritenstellung im Blitz übrigens nicht ganz gerecht wurde und zudem gegen uns alle am Rand einer Niederlage stand. Markus und Malte sicherten sich übrigens mit starken Leistungen hier noch die Plätze 4 und 5 hinter den drei GM Muse, Rabiega und Kritz. Insgesamt ist das Travemünder Open mit seiner starken Besetzung
und den guten Räumlichkeiten durchaus eine Reise wert, auch wenn
vielleicht noch einige Verbesserungen wünschenswert wären:
Eine Aufteilung in A- und B-Open könnte ermöglichen, dass
wir den GMs noch häufiger nicht nur zusehen, sondern sie auch ärgern
können, auf die Auslosung galt es manches Mal etwas länger
zu warten und dass man sich sein Partieformular vor der Runde selbst
holen musste, war zumindest etwas befremdlich. Eine zweistündige
Pause zwischen den Doppelrunden wäre unseretwegen auch nicht nötig
gewesen, schließlich spielen nicht alle immer fünf Stunden
und eine Stunde länger schlafen wäre ja auch ganz nett… |