Bericht über die Reise nach Polen

Nach diversen Vorbereitungen und einer gemeinsamen Vorbesprechung ging es am Mittwoch um 20 Uhr endlich Richtung Autobahn. Wir kamen sehr schnell durch, so dass wir schon bald an der Grenze zu Polen waren, wo dann auch schon die erste Mautstation für die Benutzung der Autobahnen in Polen auf uns wartete. Tobias als Fahrer mit Petra und Stephen im Auto waren unserem Auto (Fahrer Doppeldoc, Andrea, Claudia und Holger) gefühlte 20 Minuten voraus.
Nach der fünften Mautstation waren wir dann durch und in der Nähe von Warschau. Nach einmal Kreisverkehr in Warschau durch Unübersichtlichkeit der Spuren und des nicht rechtzeitigen Reagierens vom Navi waren wir dann endlich in Richtung Lublin unterwegs.
Laut Navi sollten wir die vorher prognostizierte Ankunftszeit Richtung 10 Uhr morgens weit unterschreiten. Und wir fragten uns, wie es wohl den anderen erging, denn wir hatten seit geraumer Zeit nichts mehr von ihnen gehört. Durch die neue Schnellstrasse bis kurz vor Lublin ergaben sich keine Probleme und wir stellten fest, dass wir wohl eher als Tobias in Lublin ankommen würden. Tobias war ein ganzes Stück vor Warschau abgefahren und hatte durch die für ihn nicht vorhandene Schnellstrasse viele Minuten eingebüßt.
So waren wir dann auch die ersten. Andrea hatte Magda verständigt, das wir eher da wären, so dass wir bereits vorm Hotel von ihr erwartet wurden.
Der Empfang war sehr herzlich. Nachdem wir schon den Parkplatz hinter dem Hotel klar gemacht hatten, trudelte dann auch Tobias 20 Minuten später mit seinem Auto ein. Er war über Ramow und diversen Dörfern mit seinem Leitsystem gefahren.

Magda hatte für mich und Claudia ein Doppelzimmer bestellt, für den Rest Einzelzimmer, die sofort bezugsfertig waren, nur das Doppelzimmer war nicht frei. Also, mussten wir uns behelfen und vorab bei Andrea im Zimmer warten, die uns Asylsuchende freundlicherweise aufnahm.
Gegen 13 Uhr konnten wir endlich in unser Zimmer. Es wurde auch Zeit, denn das Mittagessen stand an, was Magda bei der Reservierung mitbestellt hatte. Wir trafen uns kurz nach 13 Uhr, um an der Rezeption dann auf das nächste Problem zu stoßen. Die Rezeption meinte, fürs Mittagessen wäre alles voll und es gäbe keine Reservierung zum Mittag und das sie dafür nicht zuständig wäre. Sie verwies uns an den Restaurantmanager, den Andrea und Stephen dann bearbeiteten. Die Dame hatte wohl gerade einen sehr schlechten Tag erwischt, was sich im nach hinein noch herausstellte. Stephen mit seinem glorreichen Glasgow-Englisch brachte den Restaurant-Manager dann endgültig zur Aufgabe und so war ein Tisch frei und wir bestellten unser Essen.
Claudia  und ich verabschiedeten uns vorzeitig vom Mittagessen, da wir noch auspacken wollten, was mangels fertigem Zimmer und Zeit noch nicht möglich war. Für die Bezahlung des Mittagessens sagte ich nur, schreibt es auf die Zimmernummern, wenn es Probleme geben sollte.
So taten es die anderen dann auch, nur mit einem Unterschied, es ging alles auf unsere Zimmernummer, wie ich später erfahren sollte; nun ja, es kam bei mir gleich ein ungutes Gefühl wegen des Mittagessens aufgrund der Abreise auf, doch davon später.

Um 14:30 Uhr erwartete Magda mit den anderen  uns schon zur Besichtung von Majdanek. Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde.
Kaum waren wir ausgestiegen, bekam Magda einen Anruf wegen dem Mittagessen, man würde auf uns warten, wo wir denn blieben usw. Also war doch reserviert worden, nur die Rezeption und der Restaurantmanager hatten „gepennt“.
Der zu Fuß gekommene Arthur begrüßte uns, um uns Majdanek zu zeigen und zu erklären.
Arthur führte uns durch die einzelnen Bereiche wie Arbeitslage, Baracken, Vernichtungskammern; die Bilder sprachen für sich. Die Gebäude sind zu einem sehr großen Teil einwandfrei vorhanden und werden auch regelmäßig gewartet bzw. Teilbereiche restauriert. Auch große Schrifttafeln mit den Eindrücken der Juden etc zur damaligen Zeit schildern  die dramatischen Ereignisse.
Auf dem Gelände waren auch  mehrere israelische Schulgruppen in „Einheitskleidung“ mit israelischen Fahnen unterwegs, um sich über die schreckliche Geschichte des Holocausts zu informieren.
Begrenzt wird Majdanek von sehr vielen Wehrtürmen, die ebenso gut erhalten sind. Am Ende etwas abseits befindet sich das Krematorium und der Aschekegel. Arthur erklärte uns, während wir durch die einzelnen Teilbereiche gingen, einiges, und wir sprachen über meine Eindrücke, sein Empfinden, das Weltgeschehen und die momentane Situation in Europa und der Ukraine.
Auch die anderen waren  in nachdenklicher Stimmung und erschüttert über das damalige Geschehen. So etwas. darf niemals wieder vorkommen!

Danach fuhren wir zurück und später am Abend zum Bowlen. Wir hatten hierbei viel Spaß zusammen. Andrea und Piotr schnitten hier sehr gut ab. Auch Claudia war sehr stark. Auf den hinteren Plätzen ging es genauso um die Wurst. Erwähnt sei der interne Kampf von Tobias und Torsten, um nicht ganz hinten zu landen.
Dann gab es Abendessen in Form von Pizza und verschiedenen Getränken. Riesige Pizzas, die wir uns aber stückweise mit den Polen zusammen aufteilten. Der Abend ging zu Ende mit Tischfussball (Kickerspiel) und Pool-Billard.

Der nächste Tag kam viel zu schnell. Heute der Besuch bei der Stadt, die Stadtführung und der Schachkampf.
Es war ein beeindruckender Empfang im Rathaus. Der Bürgermeister von Lublin begrüßte uns recht herzlich. Tobias hielt eine starke Rede und überreichte artig das Geschenk unserer Stadt für den Bürgermeister. Eine große Ehre für uns ist, das die Schachpokale aus Delmenhorst  in einer Vitrine direkt vor dem Sitzungssaal stehen!
Es begrüßte uns zur Stadtführung eine „Prinzessin“ und zeigte uns zuerst das Schloss und das sich dort drin befindliche Museum. Weiter ging es in die Innenstadt mit seinen historischen Gebäuden und mehreren Kirchen. Auch der unterkellerte Stadtteil mit seinen verschlungen Pfaden und einer Vorführung über den großen Brand der Hauptkirche war sehenswert. Die Prinzessin erklärte so ziemlich alles, so dass sich die Führung zeitlich in der Länge zog.
Endlich ging es zum Mittagessen. Dieses war sehr gut, nur bei Tobias hatte sich ein Fehler eingeschlichen, er bekam eine falsche Pizza und musste doppelt lange warten.
Eigentlich sollte der Schachwettkampf schon um 15 Uhr beginnen, aber durch die lange Stadtführung und der Verzögerung beim  Mittagessen, wurde der Kampf auf 17 Uhr verlegt.

Gegen 17 Uhr wurden wir von Magda zum Kampf abgeholt. Diesmal ging es ca. 10 Minuten zu Fuß durch die Strassen, dann waren wir beim Vereinsheim. Der Kampf konnte beginnen. Die Aufstellung war ja klar (Tobi, ich, Doppeldoc, Stephen, Andrea, Petra und Claudia), nur nicht die Gegner von der Stärke her! Tobias spielte sehr stark mit Ausgleich, eventuell mehr. Ich stand mit einer verkorksten Erwiderung im Damengambit gleich kompliziert. Der Doppeldoc mit seiner gewohnt langsamer und schleppender Spielweise. Stephen alsbald besser und mit späterem Quallengewinn(Springer und Turm gegen zwei Läufer). Andrea sehr schnell mit Übergewicht in ihrer Partie, aber wie gewinnen?!?. Petra war mit einer sehr kurzen Partie schnell fertig, so dass es 0:1 stand. Claudia mit richtiger Taktikeinstellung  (siehe auch Blitzturnier) sehr stark.
Die Partie von Tobias entwickelte sich ausgeglichen, bei mir schon Zeitnot und sehr kompliziert. Der Stellung von Torsten leicht besser für ihn. Stephen stand mittlerweile auf Gewinn. Sollte ein Sieg doch noch möglich sein. Ich stand immer schlechter und plötzlich mit einem Bauern weniger wollte ich statt Remis den vollen Punkt, was dazu führte, dass wegen der bereits aufkommenden Zeitnot die Nerven blank lagen und somit noch ein Turmverlust für nichts folgte. Um den Schein für die anderen zu wahren kämpfte ich weiter. Aber hoffnungslos, etwas später lagen wir 0:2 hinten.
Tobias jetzt leicht schlechter, aber noch Ausgleich möglich, plötzlich aber komische Stellung (Weiß Tb1, Tc1, b2 und schwarzer Springer auf d2)-> schwarzer Springer befragt den Turm auf b1, wo geht der Turm hin, nach a1??, Springer b3 Gabel! Tobias zauberte mit seinem weißen Springer ein Turm-Endspiel auf das Brett, konnte aber zum Schluss die Stellung und damit die Partie nicht halten. Andrea zwischenzeitlich mit Gewinn, sie hatte doch noch einen Gewinnweg gefunden; Stand 1:2, dann 1:3. Gewinnen war immer noch möglich, aber Stephen verspielte den Vorteil und verlor die Partie. Stand 1:4, damit war der Kampf entschieden, obwohl der Doppeldoc mit einem überragenden Damenendspiel das Ergebnis noch erträglicher gestaltete. Claudia hatte den Gewinn der Partie vor Augen, aber die Abwicklung nicht gesehen und dann nach Zeit verloren,  so dass es am Ende 5:2 für unsere Gastgeber stand. Schade, heute war mehr drin.
Danach erfolgte die Siegerehrung mit dem Austausch des Freundschaftspokals und der gemütlichere Teil des Abends. Es gab belegte Brote und starke Getränke, auch in Form von Alkohol (Warka Strong etc).
Arthur trat an mich heran und überreichte mir sein neues Buch wegen unserem Gespräch in Majdanek, eine hohe Ehre. Gleichzeitig teilte er mir mit, dass er die nächsten Tage arbeiten müsse und er nicht kommen könne, so dass unsere vereinbarte Einladung zum Kaffeetrinken ausfallen musste. Diese wird auf jeden Fall nachgeholt.
Wir spielten für den Rest des Abends noch einige Schachpartien und auch das Kartenspiel Schwimmen, was sehr lustig wurde.
Richtung halb zwölf verabschiedeten Claudia und ich uns ganz herzlich von Arthur und gingen ins Hotel zurück. Ich war müde und geschafft und auch Claudia drängte zum Aufbruch, da wir am nächsten Tag um 8 Uhr zur Fahrt in den Nationalpark abgeholt werden sollten. Kurze Zeit später verabschiedeten sich auch die anderen für diesen Tag, nicht jedoch für die Nacht. Andrea, Tobias und Torsten gingen in die Hoteldisco, wo sie bis ca. 3 Uhr 30 die Nacht zum Tage machten.
Andrea lernte eine neue polnische Bekanntschaft kennen und der Doppeldoc war bei den „Tanzmäusen“ gern gesehen, die wohl im gleichen Hotel wohnten, wie sich tags darauf heraus stellte, und er schien diesen noch nachzutrauern.

So kam, was kommen musste, alle beim Frühstück pünktlich, außer, ja der Doc war nicht da. Andrea ging Torsten wecken, keine Antwort, nur die Dusche lt. Andrea. So gingen wir davon aus, dass er wohl gleich kommen würde, was aber nicht geschah. Stephen, der auf derselben Etage wohnte, versuchte es noch einmal und siehe da, der Doppeldoc öffnete die Tür mit den Worten: „Es ist doch noch nicht etwa schon acht Uhr, oder?“
Um 8 Uhr 10  war dann ein sehr enttäuschter und schwer ausstehlicher Doppeldoc endlich anwesend. „Ihr habt mich nicht geweckt“ und auf die Frage zum Duschen, „geduscht habe ich auch nicht“.
Der Doc war in seinem Element und machte uns den ganzen Tag für sein und unser „Versagen“ verantwortlich. Daher schossen  wir mit unseren Späßchen halt zurück, frei nach Schnauze und in Englisch, damit unsere polnischen Gastgeber auch teilhaben konnten und etwas zu lachen hatten.

Der Nationalpark ist sehr schön und weitläufig und enthält viele Flüsse und Seen. Am Fluss turnte Zbigniew(Zbigniew Pyda) aus Übermut auf einem Baumstamm, der ins Wasser ragte, herum, und war alsbald mit den Hosen im Wasser und somit zumindest im unteren Bereich komplett nass.
Aber das sollte schon bald trocknen, es war ein sehr warmer Sommertag.
So überquerten bald einige von uns den Fluss zu Fuß, natürlich nicht ohne uns vorher die Schuhe und Strümpfe auszuziehen, während der Rest es über die Brücke versuchte. Danach gingen wir zurück und fuhren zu einem künstlich angelegten See mit weiter Aussicht. In der Nähe befinden sich eine Brauerei und ein Kiosk, bei dem wir dann unseren Durst löschten.
Ein kurzer Rundgang zu einer kleinen Kapelle schloss sich an. Darauf ging es weiter zum Mittagessen in einer Datscha. Nach dem etwas späten Mittagessen, bei dem wir wieder viel Spaß hatten, folgte die Rückfahrt, die sich bis 18 Uhr 15 hinzog.

Jetzt hieß es kurzes Erholen, Umziehen. Um 19 Uhr stand das Blitzturnier auf dem Programm.
Also ging es um 18:45 wieder weiter zur 300 Meter entfernten Kneipe, an die sich ein allein stehender Aufenthaltsraum mit WC für das anstehende Blitzturnier anschloss. Es war reichlich zu Essen und zu Trinken aufgetischt worden.
Und ich hatte für das Turnier nach der gestrigen Blamage im Mannschaftskampf (ein einzügiger, mangels Zeit, nervlich bedingter Turmeinsteller; PS: Der Zug von mir war extrem gut, der Turm hätte vom Gegner nur nicht mit gleichzeitigem Schach genommen werden dürfen, dann wäre alles gut gewesen…. , aber so) einiges vor. Eventuell das Turnier zu gewinnen. Leider stellte ich nach den ersten beiden knapp verlorenen Blitzpartien fest, dass ich noch nicht richtig wieder wach war, der Tag im Nationalpark war sehr anstrengend gewesen. Doch nach der dritten und ersten gewonnenen Partie war ich voll da und konnte mit Tobias zusammen vier bis fünf Punkte am Stück gut machen. Die polnischen Schachspieler waren zu diesem Zeitpunkt mit sechs bis sieben Punkten noch in Reichweite. Zur Hälfte des Blitzturniers wurde dann das weitere Essen gebracht und eine Pause gemacht, um sich zu stärken.
Das Essen aus Fleischstücken, Brot, Salat Soßen, etc war sehr köstlich. Leider tat mir die Pause nicht gut und so zog Tobias mit 6.5 Punkten und Torsten mit 6 Punkten vorbei. Ich immer noch bei fünf Punkten. Dann ging es wieder aufwärts, ich spielte viele hervorragende Partien und hätte wohl auch die polnischen Schachfreunde bedrängen können, wenn ich zeitlich gesehen etwas schneller gespielt hätte. So verlor ich in zwei besser stehenden Partien noch nach Zeit.
Es kristallisierte sich heraus, dass unsere polnischen Freunde den Turniersieg wohl unter sich ausmachen würden. Mittlerweile hatte ich Tobias geschlagen und weiteren Boden gut gemacht. Selbst die Frauen schlugen sich achtbar. Auch Claudia hatte ihre Erfolgserlebnisse, starkes Auftreten von ihr, auch als Folge der sehr starken nur knapp verlorenen Turnierkampfpartie gegen Arthur am Vortage, die sie bei korrekter Fortsetzung hätte gewinnen können.

Andrea mit dem  Rückenwind vom Turnierkampf war beim Blitzen sehr stark. Gegen sie hatte ich lange Zeit Probleme, da ihre Stellung von Anfang an besser war und immer besser wurde. Also, was tun, gut mal eben mit der Dame einen Turm auf der Grundreihe bedrohen und schon nahm das Verhängnis für Andrea seinen Lauf und ich gewann knapp.
Dann kam die denkwürdigste und spannendste Blitzpartie für mich, Ich spielte wie am Vortage gegen meinen Gegner, nur diesmal mit vertauschten Farben, ich mit Weiß und mein Gegner nun mit Schwarz. Hier zeigte sich, dass ich mit Weiß immer noch wesentlich stärker bin als mit Schwarz. Ich gewann die Qualle und was war mit der Zeit, ungefähr gleich. Also gut, nächster Angriff und ich gewann noch zwei Bauern. Dabei kam aber mein Gegner immer mehr auf  und fesselte meinen Springer mit seinem Läufer, da meine Dame in der Linie stand und dort auch auf jeden Fall stehen bleiben musste, um die ganzen Drohungen gegen meinen König zu parieren.  Der Springer war wohl nicht mehr zu retten. Ich rechnete und rechnete, so dass sich die Zeit zu meinen Ungunsten verschlechterte. Mein Gegner zog die Dame auf ein Feld und endlich konnte ich mit dem oben beschrie-benen Springer mit Abzug und Damenangriff doch noch wirkungsvoll einsetzen. Ergebnis war ein Turm Vorsprung inklusive der zwei Mehrbauern, doch wie das jetzt schnell umsetzen; noch 50 Sekunden, mein Gegner noch 1 min 13 Sekunden, die Zeit rannte Türme in die siebte Reihe, beide Türme für die Dame geben, um dann mit Dame gegen den letzten schwarzen Turm vorgehen; gedacht, getan. Huch nur noch 30 Sekunden für mich, mein Gegner 45. Die Zeit wurde eng. Einzige Idee, um die solide schwarze Stellung noch zu knacken und die sich auch als richtig erwies, mit einem Freibauern und der Dame und meinem vorrückenden König auf den gegnerischen König vor. Die Sekunden tickten. Endlich hatte ich den schwarzen König fast Matt. 10,9,8,7…, auch für  meinen Gegner wurde die Zeit und die Partie eng; 14,13,12…
Glücklich Matt in der letzten  für mich verbleibenden Sekunde der Partie. Als ich auf die Uhr sah, 1 Sekunde für mich, Zeit bei meinem Gegner abgelaufen.
Damit der achte Punkt im Turnier, von den Delmenhorstern war ich in Front gegangen. Tobias bei 7.5. Torsten 7 und Stephen bei 5 Punkten.
Claudia mit knappen Partien bei  einem Punkt, immerhin. Hier rächte sich jetzt die mit ihr am Tag zuvor besprochene Taktik, sich alle Figuren, Drohungen, Möglichkeiten vom a- bis h-Bauer, vom Turm bis König genau anzuschauen, so dass sie zeitlich zu lange brauchte. Sonst wären mehr Punkte drin gewesen. Petra war bei unseren Damen in Front gegangen.
In der letzten Runde wartete leider mein Angstgegner mit Weiß auf mich, Stephen Gorman. Gegen ihn spiele ich mit Schwarz immer grottig.
Und so kam wieder was kommen musste, ich verlor die Partie sang- und klanglos gegen Stephen, der seine beste Partie an diesem Abend spielte Somit  war auch das zweite und anvisierte Ziel, bester Delmenhorster zu werden, vorbei.
Tobias konnte mich mit 8.5 Punkten noch übertrumpfen, na ja immerhin Zweiter, aber nur Dank der besseren Wertung gegenüber dem Doppeldoc mit ebenfalls 8 Punkten, den ich paar Runden zuvor noch sehr glücklich geschlagen hatte.
Stephen spielte mit insgesamt 6 Punkten ein achtbares Turnier.
Tollerweise wurde Petra als beste Dame geehrt, Tobias als bester Delmenhorster. Sogar ich als „zweiter Delmenhorster“ bekam einen Preis.
Den hatte ich nicht erwartet, war es für die Spielweise oder die hart umkämpften Partien mit unseren Gastgebern? Keine Ahnung. Dies wird auf jeden Fall sehr lange in Erinnerung bleiben.

Nach dem Blitzturnier spielten wir wieder Schwimmen mit unseren Schachfreunden zusammen. Wieder mit viel Spaß. Claudia und ich verabschiedeten uns alsbald, da wir noch einen nächtlichen Stadtrundgang geplant hatten. Hier bleibt nur zu sagen, das die Stadt bei Nacht leider nicht so beein-druckend wirkt wie tagsüber, mangels Helligkeit und Beleuchtung der besonderen Objekte. Dafür begegneten uns aber jede Menge feuchtfröhlicher Menschen, die in Partystimmung waren. Leider mussten wir alsbald zurück, so dass wir uns dem Trubel nicht anschließen konnten bzw. mochten, denn am nächsten Tag sollte die Abreise in Etappen erfolgen.

Wir gingen  nach dem doch recht zügigen Kofferpacken von mir um ca. 09:30 Uhr zum Frühstück, wo die anderen bereits anwesend waren, wer fehlte: DoppelDoc. Aber der trudelte, nachdem ich es diesmal übernommen  hatte, ihn aus dem Bett zu trommeln (alle Türen von nebenan und gegenüber gingen auf, nur die vom Doc nicht), auch kurz nach zehn beim Frühstück ein. Ich war etwas erleichtert, hatte er doch schon seine Klamotten ins Auto geladen.
Also gingen Claudia und ich um kurz nach zehn Uhr, nachdem Andrea dann doch nicht mit wollte, ins Shopping Center, um noch etwas zu kaufen;  die Zeit wurde knapp, um 11 Uhr sollte die Abfahrt erfolgen.  10 Minuten hin, 10 Minuten gucken, entscheiden; Mist nicht genug Zloty, also 5 Minuten draufgepackt, zum Kantor, Geld getauscht, zurück in 5 Minuten zum Geschäft, gekauft, 5 Minuten warten aufs Einpacken, 10 Minuten gehen, warum sind nur die polnischen Ampeln so träge beim Umschalten auf Grün.
Aber wir schafften es rechtzeitig zurück, denn um 10:55 Uhr wollte Torsten unsere Koffer haben. Zum Glück waren Magda und ihre Vereins-kameraden sowie unsere komplette Mannschaft bereits in der Nähe der Rezeption. Denn beim Abgeben der Zimmerkarte sollten wir doch tatsächlich das Mittagessen, welches die anderen am ersten Tag auf unser Zimmer gebucht hatten, bezahlen. Also, fix Magda herbeigerufen, kurz erklärt, um was es ging, und schon wurde die Rezeption ein zweites Mal zusammengestaucht und alles war gut, da mein Englisch doch wohl nicht ausreichte, es der Rezeption begreiflich zu machen.
Dann luden wir die Koffer ein und verteilten die vier mitfahrenden polnischen Schachfreunde, Magda eingeschlossen, auf unsere Autos, wegen dem Weg nach Kazimierz. Eine sehr schöne Gegend mit vielen Kirchen, einer Ruine und einem Turm zur Ruine dazugehörig; sehr gut erhalten und begehbar, so das man von oben einen sehr schönen Blick auf den Fluss Weichsel und die Umgebung dort hat.
Des Weiteren fand dort an diesem Tag ein Volksfest mit Ständen aller Art statt. Sehenswert. Hier aßen wir, auch wenn schon zu reichlich später Stunde, zu Mittag. Während des Mittagessens hatten wir wieder viel Spaß, auch mit dem Doppeldoc, dessen „alte Kamellen“ zu hören wir ablehnten, es aber trotzdem nicht ganz schafften Dafür war die „Pfefferstory“ von Andrea viel interessanter, an ihr kam keiner vorbei, die Polen waren davon ganz „begeistert“.
Um 17 Uhr gingen wir zurück zum Fluss, wo wir in der Nähe die Autos geparkt hatten, der Abschied näherte sich mit riesigen Schritten. Aber zuerst spielten wir noch mal Schwimmen, wobei selbst Tobias keine Chance hatte, zu gewinnen, da es tatsächlich 3x3 Asse gab in den Runden, so das nur noch Zbigniew und Tobias übrig blieben und Tobias im Finale das Nachsehen hatte. So langsam senkte sich die Sonne am Horizont, was auf den Fluss eine schöne Landschaft und Abendstimmung zauberte, welche sich ein Hochzeitspaar für Hochzeitsfotos zunutze machte, so dass die Stimmung gleich noch mal getoppt wurde.
19 Uhr durch. Wir mussten zurück nach Delmenhorst. Es wurde ein sehr herzlicher und langer Abschied mit gegenseitigen Grüssen und sich Bedanken für alles (Grüße Arthur, Kristof usw. von unserer Seite, von Magda und den Polen an Ulrike und alle anderen), sowie Austauschen von Adressen.

Die Vereinbarung, während der Rückfahrt hintereinander her zu fahren, hielt nicht lange stand, plötzlich klebten wir hinter einem Laster fest und Tobias war weg. Aber auf die von den Polen eingegebene Route in Torstens Navi war Verlass. (von den Dörfern auf die Schnellstrasse nach Warschau und kurz vor Warschau auf die Autobahn A2 Richtung Westen mit den Mautstellen).
Tobias war sehr schnell unterwegs und uns weit voraus. SMS wir liegen 214 km vor Posen, wir waren gerade mal bei 270 km. Aber da Andrea wegen gemeinsamer Ankunft mit Petra in Delmenhorst noch das Auto wechseln musste, trafen wir uns nach Absprache kurz hinter Berlin auf einen Parkplatz. Wir sind dann ohne weitere Vorkommnisse mit dem berühmt berüchtigten Fahrstil vom Doppeldoc (Claudia und ich) heil in Delmenhorst um ca. 6 Uhr morgens angekommen. Tobias und der Rest sollen erst gegen 7 Uhr in Delmenhorst gewesen sein, weil sie noch in einen Stau geraten sind, haben aber die Rückfahrt auch heil überstanden.

Abschließend bleibt die besondere Gastfreundschaft, Aufmerksamkeit und vor allen die Herzlichkeit von Seiten aller Lubliner festzuhalten; sie haben sich „toll“ um uns gekümmert. So sind über die Jahre hinweg wirkliche Freundschaften entstanden.

Bericht von Holger
- ergänzt von Andrea
- verbessert von Stephen
- quergelesen und korrigiert von Claudia

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